Vor 90 Jahren, im Juli 1934, wurde in Berlin das ehemalige Militärstrafgefängnis am Tempelhofer Feld in das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager integriert. Dieses Lager, in dem bis 1936 mehr als 8.000 Männer inhaftiert waren, geriet über Jahrzehnte in Vergessenheit. Erst mit der Diskussion um das Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafens erhielt das Columbia-Haus wieder mehr Aufmerksamkeit.
Die von Karoline Georg, Kurt Schilde und Johannes Tuchel kuratierte Ausstellung beschreibt das Konzentrationslager Columbia-Haus als zentrales Instrument der frühen politischen Verfolgung in Berlin, das zum Ausbildungszentrum für viele spätere KZ-Kommandanten wurde.
Hier wurde von Frühjahr 1933 bis November 1936 Terror gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Juden, Geistliche, Andersdenkende und Homosexuelle ausgeübt.
Die Ausstellung zeigt exemplarisch Lebensgeschichten von Häftlingen und will das Columbia-Haus so im Gesamtkontext des nationalsozialistischen Terrors in Berlin sichtbar machen.
Es ist uns gelungen, die Leiterin der Gedenkstätte Stille Helden und des Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt sowie Mit-Kuratorin dieser Ausstellung, Dr. Karoline Georg, für eine Führung zu gewinnen.
Dr. Karoline Georg hat im Rahmen ihres Studiums zur Geschichte des KZ-Columbia-Haus geforscht und hierzu ihre Dissertation geschrieben.
Treffpunkt:
15.06.2024, 10:50 Uhr
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Stauffenbergstraße 13 – 14
D-10785 Berlin
00Nora ButterNora Butter2024-06-04 12:55:212024-06-04 12:56:16Besuch der Ausstellung „Häftlinge im Berliner Konzentrationslager Columbia-Haus 1933 – 1936 „Warum schweigt die Welt?!“
In der Zeit vom 12. bis 15. April 2024 erinnern die Gedenkstätte Sachsenhausen und das Internationale Sachsenhausen-Komitee (ISK) an den 79. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des KZ Sachsenhausen. Auf dem Programm stehen Gedenkveranstaltungen, eine Ausstellungseröffnung sowie die Verleihung des Franz-Bobzien-Preises.
Bei der Gedenkveranstaltung am Sonntag, 14. April, um 15.30 Uhr werden nach der Begrüßung durch Stiftungsdirektor Axel Drecoll und den ISK-Präsidenten Dik de Boef die stellvertretende Ministerpräsidentin und Gesundheitsministerin, Ursula Nonnemacher, und Dotschy Reinhardt, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Ansprachen halten. Es folgen Gebete und eine Kranzniederlegung. Im Rahmen dezentraler Gedenkveranstaltungen werden ab 14.00 Uhr Opferverbände und andere Betroffene an unterschiedlichen Orten in der Gedenkstätte an einzelne Opfergruppen erinnern.
Um 12.00 Uhr wird das Projekt „Wir intervenieren! Kritische Perspektiven auf die Ausstellung ‚Sinti und Roma im KZ Sachsenhausen‘“ vorgestellt. Auf Einladung der Gedenkstätte Sachsenhausen und des Bildungsforums gegen Antiziganismus haben Menschen aus den Communities der Sinti und Roma sowie Angehörige der sogenannten „Dominanzgesellschaft“ im Ausstellungsteil „Sinti und Roma im KZ Sachsenhausen“ in der vor 20 Jahren eröffneten Dauerausstellung „Medizin und Verbrechen“ im ehemaligen Krankenrevier mit ihren Gedanken und Positionen „interveniert“. Das Format der „Intervention“ stellt eine wenig aufwändige Möglichkeit dar, um kurzfristig aktuelle Perspektiven in bestehende Dauerausstellungen einzubringen. Im Fokus stehen dabei die Auseinandersetzung mit rassistischen historischen Begriffen und problematischen Exponaten wie etwa den Gesichtsmasken und Kopfplastiken von Sinti und Roma aus der NS-Zeit sowie der Kampf der Minderheit gegen Antiziganismus seit 1945.
Bereits um 10.00 Uhr wird zum achten Mal der Franz-Bobzien-Preis verliehen. Mit der Auszeichnung, die mit 3.000 Euro dotiert ist, würdigen die Stadt Oranienburg und die Gedenkstätte Sachsenhausen alle zwei Jahre in Berlin und Brandenburg angesiedelte Projekte, die das Engagement für Demokratie und Toleranz auf besonders gelungene Weise mit zeitgeschichtlicher Bildung verknüpfen.
Bereits am Freitag, 12. April 2024, wird um 14.00 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald an die Befreiung der Häftlinge des KZ Sachsenhausen erinnert. Nach der Begrüßung durch Gedenkstättenleiterin Carmen Lange und Stiftungsdirektor Axel Drecoll werden Kulturstaatsministerin Claudia Roth und die brandenburgische Kulturministerin Manja Schüle zu den Anwesenden sprechen. Es folgen Grußworte von Mireille Cadiou, Tochter des Überlebenden Marcel Suillerot und Präsidentin des französischen Häftlingsverbandes, sowie ISK- Vizepräsident Andreas Meyer. Die Gedenkveranstaltung endet mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal. Anschließend stehen Präsentationen einer Ausstellung von Jugendlichen aus Berlin-Lichtenberg sowie des Kunstwerks „The Table for Tomorrow“ von Renee van Bavel sowie ein Generationengespräch auf dem Programm.
Am Montag, 15. April, um 10.00 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung am ehemaligen KZ-Außenlager „Klinkerwerk“ in Oranienburg statt, das als Todeslager des KZ Sachsenhausen gilt. Die stellvertretende Gedenkstättenleiterin Astrid Ley und ISK-Präsident Dik de Boef werden die Anwesenden Gäste begrüßen. Der brandenburgische Bildungsminister Steffen Freiberg und der Botschafter der Tschechischen Republik, Tomáš Kafka, werden zu den Anwesenden sprechen.
Weitere Informationen zum Programm:
(Pressemitteilung SBG 16/2024 | Oranienburg, 05. April 2024)
https://deutsches-sachsenhausen-komitee.de/wp-content/uploads/2023/03/gedenkstein-todesmarsch-strasse-der-einheit-ecke-strasse-der-nationen.jpg499998Nora ButterNora Butter2024-04-10 16:49:422024-04-10 17:00:5979. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des KZ Sachsenhausen
In der Gedenkstätte Sachsenhausen wird ein Gedenkzeichen für die Häftlinge mit dem schwarzen Winkel eingeweiht*
Am Sonntag,18. Juni 2023, um 14.00 Uhr wird in der Gedenkstätte Sachsenhausen anlässlich des 85. Jahrestag der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ ein Gedenkzeichen für die mit dem schwarzen Winkel markierten Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen eingeweiht. Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Gedenkstättenleiterin Astrid Ley und einem Grußwort von Tahera Ameer vom Vorstand der Amadeu Antonio Stiftung folgen Ansprachen von Erhard Grundl, MdB, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, sowie Frank Nonnenmacher, Neffe eines Sachsenhausen-Überlebenden und Erster Vorsitzender des Verbandes für die Erinnerung an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus.
Im Juni 1938 verschleppten Kriminalpolizisten mehr als 10.000 Menschen in Konzentrationslager, wo sie mit einem schwarzen Winkel gekennzeichnet wurden. Die reichsweite Verhaftungsaktion richtete sich gegen eine sehr heterogene Gruppe von Menschen, die von den Nationalsozialisten als „asozial“ gebrandmarkt wurden. Unter ihnen befanden sich Personen, die wegen „Bettelei“ und „Landstreicherei“ vorbestraft waren, Wohnungslose und Alkoholkranke, Unterhaltsverweigerer sowie weitere Menschen, die aufgrund ihres Lebenswandels nicht der nationalsozialistischen Volksgemeinschafts-Ideologie entsprachen. Auch streikende Arbeiter, Juden und Sinti und Roma waren von den Verhaftungen betroffen.
Mehr als 6.000 Männer wurden während der Aktion in das KZ Sachsenhausen gebracht. Doch auch nach deren Ende wurden die Verhaftungen fortgesetzt. Insgesamt lassen sich für das KZ Sachsenhausen mehr als 11.100 als „asozial“ stigmatisierte Häftlinge nachweisen. Viele von ihnen überlebten die Haft nicht. Sie starben durch Hunger, Krankheiten oder die Gewalt der SS.
In der Erinnerungskultur ist die Opfergruppe der als „asozial“ Stigmatisierten bis heute marginalisiert. Erst 2020 erkannte der Bundestag sie als NS-Verfolgte an. Nur wenige der Betroffenen haben nach 1945 öffentlich über ihre Erfahrungen in den Konzentrationslagern gesprochen. In der Gedenkstätte Sachsenhausen erinnert seit 2017 ein von Nachkommen errichtetes Gedenkzeichen an Clemens Paul Feige, der als „Asozialer“ im KZ Sachsenhausen umkam.
Das Gedenkzeichen für die Häftlinge mit dem schwarzen Winkel wurde von der Amadeu Antonio Stiftung gefördert
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