Die Gedenkstätte Sachsenhausen trauert um Oljean Ingster
Oljean Ingster, geboren am 2. Februar 1928 in Proszowice bei Krakau, wurde als polnischer Jude 1941 gemeinsam mit seiner Familie von den deutschen Besatzern inhaftiert. In der Folge musste der erst 13-jährige Ingster zunächst für Daimler-Benz im Flugmotorenwerk Reichshof arbeiten. Von 1941 bis 1945 überlebte er insgesamt acht Konzentrationslager, darunter Plaszow, Flossenbürg, Lager in Elsass-Lothringen und schließlich das KZ Sachsenhausen. Von dort aus schickte die Lager-SS ihn auf den Todesmarsch, von dem Ingster am 2. Mai 1945 in Mueß bei Schwerin fliehen konnte. Seine Eltern, seine Schwester und alle anderen Verwandten wurden von den Nationalsozialisten ermordet.
Oljean Ingster entschied sich für den Verbleib in Schwerin, holte seinen Schulabschluss nach und begann eine Ausbildung zum Elektromonteur. Außerdem engagierte er sich beim Aufbau der Jüdischen Gemeinde Schwerins, ab Ende der 1950er Jahre leitete Ingster als Kantor regelmäßig Gottesdienste. 1960 zog Ingster nach Berlin, wo er von 1966 bis 2016 als Kantor in der Synagoge in der Rykestraße im Prenzlauer Berg tätig war.
Als Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde in Ost-Berlin von 1971 – 1990 und der deutsch-israelischen Gesellschaft bis 2005 engagierte er sich für die Verständigung zwischen deutschen Juden, Deutschen anderen Glaubens und Israelis. Ingster wurde unter anderem mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Zuletzt lebte er mit seiner Frau in Woltersdorf bei Berlin.
Oljean Ingster ist am 20. Mai 2023 im Alter von 95 Jahren verstorben. Die Beisetzung in der Ehrenreihe des Jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee fand am 25. Mai 2023 statt.