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Edgar Dzialdow, 1930 in Berlin geboren, und seine Familie wurden im Oktober 1938 als „staatenlose Juden“ nach Polen deportiert. Über das Ghetto Lodz und Auschwitz kam er nach Sachsenhausen, wo er 1945 befreit wurde. Als einziger Überlebender seiner Familie studierte er Medizin und wurde Allgemeinmediziner. Erst kürzlich feierte er mit uns den 78. Jahrestag seiner Befreiung. Nun ist er in Hamburg gestorben.

Thomas Buergenthal wurde 1934 im slowakischen Lubochna geboren. Seine jüdischen Eltern hatten Deutschland schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlassen, um in der Tschechoslowakei zu leben. Nach der deutschen Besetzung wurde die Familie in das polnische Getto Kielce verschleppt und schließlich nach Auschwitz deportiert, wo sie getrennt wurde. Buergenthals Vater wurde kurz vor der Befreiung im Lager erschossen. Mit dem Todesmarsch gelangte der zehnjährige Junge von Auschwitz in das KZ Sachsenhausen. Hier erlebte er als einer von rund 3.000 Häftlingen, die nach der Räumung des Lagers durch die SS zurückgeblieben waren, am 22./23. April 1945 die Befreiung.

Er fand nach dem Krieg seine Mutter wieder und lebte mit ihr zunächst in Göttingen, bevor er 1951 in die USA auswanderte.

Dort machte er nach dem Studium der Rechtswissenschaften eine glanzvolle akademische Karriere als Jurist. Von 1962 bis 2000 hatte er Professuren an verschiedenen amerikanischen Universitäten inne.

Neben seinen vielfältigen akademischen Tätigkeiten engagierte Buergenthal sich seit 1974 für die Belange von Menschenrechten auf UNESCO-Kongressen und war Mitglied des amerikanischen Holocaust Memorial Councils. Die USA entsandten ihn zudem als Richter an den Internationalen Gerichtshof (IGH) im niederländischen Den Haag, der für Klagen zwischen Staaten und die Prüfung von Kriegsverbrechen zuständig ist.

Er erhielt im Laufe der Zeit zahlreiche internationale Auszeichnungen und Ehrentiteln und ist Mitherausgeber mehrerer Fachzeitschriften sowie Autor zahlreicher Bücher, Essays und Artikel.

2005 besuchte Thomas Buergenthal das KZ Sachsenhausen anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung. Damals sagte er in seiner Ansprache: „Wir würden gerne glauben, dass kein vernünftiger Mensch fähig wäre, derartige Verbrechen mit Absicht zu begehen, doch die Geschichte lehrt uns etwas anders. Und solange wir diese Wahrheit nicht anerkennen und daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen, werden wir niemals in der Lage sein, künftige Völkermorde und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern.“

Oljean Ingster, geboren am 2. Februar 1928 in Proszowice bei Krakau, wurde als polnischer Jude 1941 gemeinsam mit seiner Familie von den deutschen Besatzern inhaftiert. In der Folge musste der erst 13-jährige Ingster zunächst für Daimler-Benz im Flugmotorenwerk Reichshof arbeiten. Von 1941 bis 1945 überlebte er insgesamt acht Konzentrationslager, darunter Plaszow, Flossenbürg, Lager in Elsass-Lothringen und schließlich das KZ Sachsenhausen. Von dort aus schickte die Lager-SS ihn auf den Todesmarsch, von dem Ingster am 2. Mai 1945 in Mueß bei Schwerin fliehen konnte. Seine Eltern, seine Schwester und alle anderen Verwandten wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Oljean Ingster entschied sich für den Verbleib in Schwerin, holte seinen Schulabschluss nach und begann eine Ausbildung zum Elektromonteur. Außerdem engagierte er sich beim Aufbau der Jüdischen Gemeinde Schwerins, ab Ende der 1950er Jahre leitete Ingster als Kantor regelmäßig Gottesdienste. 1960 zog Ingster nach Berlin, wo er von 1966 bis 2016 als Kantor in der Synagoge in der Rykestraße im Prenzlauer Berg tätig war.

Als Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde in Ost-Berlin von 1971 – 1990 und der deutsch-israelischen Gesellschaft bis 2005 engagierte er sich für die Verständigung zwischen deutschen Juden, Deutschen anderen Glaubens und Israelis. Ingster wurde unter anderem mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Zuletzt lebte er mit seiner Frau in Woltersdorf bei Berlin.

Oljean Ingster ist am 20. Mai 2023 im Alter von 95 Jahren verstorben. Die Beisetzung in der Ehrenreihe des Jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee fand am 25. Mai 2023 statt.

Das Wiesenthal-Zentrum bedauert, dass ein früherer KZ-Wachmann vor einer Bestrafung gestorben ist. Der 102-Jährige, der wegen Beihilfe zum Mord an Tausenden Menschen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war, war vor kurzem gestorben, bevor über seine Revision gegen das Urteil vom Bundesgerichtshof (BGH) entschieden worden war.

Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, sagte am Donnerstag, durch den Tod vor einer Entscheidung über die Revision bleibe er dem Anschein nach „unschuldig, obwohl die Beweise für seinen Dienst als SS-Mann im Konzentrationslager Sachsenhausen sehr überzeugend waren“.Der hoch betagte Angeklagte hatte im Prozess vor dem Landgericht Neuruppin hartnäckig bestritten, überhaupt im KZ Sachsenhausen tätig gewesen zu sein. Stattdessen will er als Landarbeiter gearbeitet haben.

Diese Aussage stufte das Gericht aufgrund zahlreicher Dokumente mit den persönlichen Daten des Angeklagten, die auf eine Tätigkeit als Wachmann der SS in dem KZ hinwiesen, als nicht glaubwürdig ein.Zuroff sagte: „Bisher ist nicht ein einziger Angeklagter in den „späten Prozessen“ in Deutschland inhaftiert und für seine Verbrechen bestraft worden.“ Der Grund seien Mängel im deutschen Justizsystem, „die bei Überlebenden und ihre Familien ein bitteres Gefühl hinterlassen“, sagte er. Dennoch müsse weiter versucht werden, so viele NS-Verbrecher wie möglich zur Rechenschaft zu ziehen. Dies diene als „wichtige Geschichtslektion für die deutsche Gesellschaft und wichtiges Instrument im Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus“.

Die deutschen Nationalsozialisten und ihre Helfershelfer ermordeten während der Nazi-Herrschaft (1933 bis 1945) nach Schätzungen etwa sechs Millionen Juden.Das 1977 gegründete Wiesenthal-Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt geworden.


Der Brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke gab den Startschuss für die über 600 Läuferinnen und Läufer. Auch Oberhavels Landrat Alexander Tönnies, der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Dr. Axel Drecoll und der Geschäftsführer AWU Oberhavel, Manfred Speder, nahmen an dem Lauf teil.

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In der Gedenkstätte Sachsenhausen fand am 23. April 2023 die Gedenkveranstaltung zum 78. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen durch sowjetische und polnische Soldaten am 21./22. April 1945 statt. Brandenburgs stellvertretende Ministerpräsidentin und Sozialministerin Ursula Nonnemacher, der Vertreter der EU-Kommission in Deutschland, Jörg Wojahn, der Präsident des internationalen Sachsenhausen Komitees, Dik de Boef, und zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter internationaler Opferverbände sowie zahlreiche Repräsentantinnen und Repräsentanten des diplomatischen Korps und des öffentlichen Lebens legten am zentralen Gedenkort „Station Z“ im Gedenken an die mehr als 55.000 Opfer des KZ Sachsenhausen Kränze nieder. Die Veranstaltung, an der rund 300 Menschen teilnahmen, fand in Anwesenheit des Überlebenden Edgar Dzialdow aus Hamburg sowie zahlreicher Angehöriger ehemaliger Häftlinge statt.