„Verwaltung als Verbrechen“ – Neue Dauerausstellung zur Geschichte der „Inspektion der Konzentrationslager“ wurde am 18. März eröffnet
Am Montag, 18. März 2024 wurde die Ausstellung „Verwaltung als Verbrechen. Die SS-Behörde ‚Inspektion der Konzentrationslager‘“ im sogenannten T-Gebäude in Oranienburg in Anwesenheit von Tobias Dünow, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, eröffnet. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Überarbeitung und medialen Erweiterung der seit 2013 am historischen Ort im ehemaligen Dienstzimmer des Chefs der SS-Behörde gezeigten Ausstellung zur „Inspektion der Konzentrationslager“ (IKL). In dem Gebäude am Heinrich-Grüber-Platz befinden sich heute das Finanzamt und die Geschäftsstelle der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Von 1938 bis 1945 war hier der Sitz der IKL, die von Oranienburg aus das System der Konzentrationslager verwaltete und steuerte. Zuletzt bestimmten rund 100 SS-Angehörige über die Lebensbedingen in den Lagern, sie organisierten die Ausbeutung durch Arbeit, ordneten Strafmaßnahmen und Misshandlungen von Häftlingen an und koordinierten Mordaktionen. Gleichzeitig sorgten sie für Schulung, Besoldung und Ausstattung des Lagerpersonals. Hierfür entwickelte die IKL einen bürokratischen Apparat mit Zuständigkeiten, Abläufen und einem eigens geschaffenen Formularwesen. Dieser Apparat und die Männer, die ihn betrieben, stehen im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung.
Kernstück der Ausstellung bildet ein Multi-Touch-Tisch, an dem Besucherinnen und Besucher unterschiedliche Dokumente betrachten und entschlüsseln können. Dabei handelt es sich um Anschreiben, die in diesem Gebäude verfasst, oder um Formulare, die hier für die Anwendung in den Konzentrationslagern entworfen wurden. Die Merkmale und Kennzeichen, vom Aktenzeichen über Stempel bis zu Anmerkungen und Unterschriften, werden erkennbar gemacht, erläutert und kontextualisiert.
Ausstellungskuratorin Sylvia Ehl: „Die auf einem digitalen Medientisch präsentierten und erläuterten Dokumente dienen nicht vordergründig als historische Quellen, sondern als Beweisstücke, die erkundet und nach Indizien durchsucht werden können. Die Besucherinnen und Besucher sollen angeregt werden, das Verbrecherische im Verwaltungshandeln der SS-Behörde aufzudecken und die bürokratischen Prozesse, die Organisationsstrukturen und Hierarchien im Hintergrund des Grauens in den Konzentrationslagern zu erkennen.“
Die Ausstellung wurde in enger Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen entwickelt, das die Anwendung für den Medientisch nicht nur mitgestaltet, sondern deren Entwicklung auch mit empirisch-psychologischen Studien begleitet hat. So sollte gewährleistet werden, dass im Zusammenwirken digitaler und analoger Medien vielfältige Zugänge zum Thema geschaffen werden, die auch Gäste ohne Vorwissen zu einer Beschäftigung mit den Ausstellungsinhalten einladen.
Die Ausstellung entstand im Rahmen eines umfangreichen Digitalisierungsprojekts der Gedenkstätten Sachsenhausen und Buchenwald, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie von der Thüringer Staatskanzlei und dem Land Brandenburg mit insgesamt 1,59 Mio. Euro gefördert wurde.
Ort: T-Gebäude (Finanzamt) | Heinrich-Grüber-Platz 3 | 16515 Oranienburg
Öffnungszeiten: Mo, Do, Fr 9.00 bis 12.00 Uhr | Di 9.00 bis 17.00 Uhr sowie auf Anfrage
(Pressemitteilung SBG 11/2024 | Oranienburg, 11. März 2024)